Skip to main content
Fr, 22.12.2023
Foto: Günter Hildenhagen|

Dem Menschen auf Augenhöhe begegnen – der Fotograf Günter Hildenhagen Das Museum Friedland erweitert seinen Bestand an historischen Fotografien um Ankäufe und Schenkungen des Fotografen

Dem Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, gehört für den Fotografen Günter Hildenhagen (geb. 1935) zum Berufsethos. Das bedeutet für den passionierten Fotografen, sich auf den Menschen einzulassen, sich Zeit zu nehmen und abzuwarten, bis etwas passiert. Und damit ist keineswegs ein besonderes Ereignis gemeint, lediglich der besondere Augenblick, den der Fotograf mit seiner Kamera festhält.

In den 1950er Jahren entscheidet sich Günter Hildenhagen, seinen Beruf bei der Post als Paketzusteller aufzugeben, um seiner Leidenschaft, dem Fotografieren, nachzugehen und beginnt eine Ausbildung zum Fotografen bei Pan Walther und studiert anschließend bei Otto Steinert an der Folkwang Schule Essen. Er wird Mitglied der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner, der heutigen Deutschen Fotografischen Akademie, und lernt dort berühmte Fotografen kennen, z. B. Toni Schneiders oder Robert Häusser. Zu seinen Vorbildern gehört u. a. Henri Cartier-Bresson. Seit 1965 arbeitet Hildenhagen als freier Fotojournalist mit dem Schwerpunkt auf sozialen Themen.

Häufig im Auftrag der Diakonie oder der Caritas unterwegs, portraitiert er Menschen in Heimen, Obdachlose, Kranke und Zuwandernde. „Arbeit in geschlossenen Räumen“ als Bezeichnung für seine Tätigkeit trifft genau zu, weil er Individuen fotografiert, die in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle spielen.

Foto: Günter Hildenhagen|

Das Interesse an seinen Bildern ist groß. 1972 wird der erste Bildband mit Texten von Josef Reding veröffentlicht unter dem Titel „Unterschlagene Bilder. Menschen in der Diakonie“. 20 Jahre später erscheint der zweite Bildband: „Tagesanbruch“. Inzwischen gehören seine Fotografien zu Sammlungen renommierter Häuser, wie z. B. dem Museum Folkwang in Essen oder dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg.  2018 wurden dort seine Bilder auch zuletzt ausgestellt.  

Zweimal war der Fotograf Günter Hildenhagen in Friedland und hat im Auftrag der Inneren Mission und der Caritas fotografiert: 1967 und 1988. In den Schwarz-Weiß-Fotografien hielt er die Ankunft von Aussiedler:innen aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion fest. Er begleitete die Ankommenden bei Ihrer Ankunft am Bahnhof, bei der Registrierung, in der Kleiderkammer und in den Unterkünften. Hildenhagen fotografierte mit der Leica, einer Kleinbildkamera unter den gegebenen Lichtverhältnissen. Entstanden sind eindrucksvolle Portraits der Ankommenden. Die Bilder gewähren Einblicke in die alltäglichen Abläufe des Lagers, eingefangen von einem stillen Beobachter, der die Szenerie meisterhaft wiedergibt.

Nun hat das Museum Friedland 30 Bilder erworben und somit seinen Bestand an historischen Fotos erweitert.