Skip to main content
Foto: Museum Friedland/Fritz Paul|

Polnische Lebenszeichen – Spurensuche und Ausstellung im Museum Friedland Das Museum Friedland, das Deutsche Polen-Institut Darmstadt, die KZ-Gedenkstätte Moringen und Studentinnen der Uni Göttingen präsentieren die Ergebnisse eines gemeinsamen Forschungsprojektes zu polnischen Displaced Persons in Südniedersachsen

„Friedland war für mich wie ein Hotel“ – lautet der Text einer der Postkarten, die heute im Museum Friedland bei Göttingen ausliegen. So erstaunlich diese Aussage ist, sie trifft sicher nicht auf das Erleben der Personen zu, die zwischen 1949 und 1952 in einem Teil des nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Friedland eröffneten Lagers untergebracht waren. Als sogenannte Displaced Persons (DPs) lebten sie in der Folge des Zweiten Weltkriegs außerhalb ihres Herkunftslandes und konnten gar nicht mehr oder zumindest nicht ohne Hilfe zurückkehren oder sich in einem anderen Land neu ansiedeln. Es waren hauptsächlich ehemalige Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter:innen, Flüchtlinge und befreite KZ-Häftlinge.

Eine Gruppe von Studentinnen der Universität Göttingen hat unter der Leitung von Ramona Bechauf und Maria Rhode die Geschichte des DP-Lagers, das zwischen 1949 und 1952 als Teil des größeren Komplexes Friedland bestand, erforscht. Für viele Menschen war es nur eine Durchgangsstation auf ihrem infolge des Krieges von Verwerfungen geprägten Weg. So auch für den 1914 in einem polnischen Dorf nahe Kielce geborene Bauernsohn R. O., der 1943 als Jugendlicher nach Deutschland verschleppt wurde: Er musste in verschiedenen rüstungsrelevanten Betrieben im Nordwesten Zwangsarbeit leisten, bevor er nahe Bremerhaven das Kriegsende erlebte. Er blieb als „Displaced Person“ und arbeitete unter anderem für verschiedene Wachkompanien in der britischen Besatzungszone. Im Oktober 1951 landete er schließlich in Friedland, wurde aber von dort bald in ein anderes Lager geschickt. Gemeinsam mit Frau und Kind versuchte R.O. in den 1950er Jahren nach New York auszuwandern. Ob er wirklich dort ankam, bleibt unklar.

Die Geschichten der polnischen DPs aus Friedland werden in einer kleinen Sonderausstellung im Foyer des Museums Friedland präsentiert. Am Freitag, 1. März 2024 um 18:30 Uhr stellt die Projektgruppe in einer Vernissage mit Kurzvorträgen ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit vor. Ihre Recherchen sind Teil des Projekts „Lebenszeichen“, das vom Deutschen Polen-Institut (DPI) in Darmstadt verfolgt wird und den Spuren von Polinnen und Polen nachgeht, die während des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland kamen.

 

Über das Deutsche Polen-Institut

Das Deutsche Polen-Institut (DPI) pflegt die Beziehungen zum Nachbarland Polen durch sein Programmangebot vorwiegend in Deutschland. Das DPI möchte das Wissen über den Nachbarn Polen als ein Kernland europäischer Kultur in Geschichte und Gegenwart und über Polen als wichtigen Partner Deutschlands in der europäischen Politik erweitern. Das Institut verbindet Wissenschaft und Praxis: Gemeinsam mit Partnern aus Politik, Kultur, Bildung und Wissenschaft wird Wissen über Polen in die Öffentlichkeit getragen und so werden nicht zuletzt Kompetenz und Bereitschaft für zivilgesellschaftliche Kontakte mit dem Nachbarland weiter ausgebaut.

Kontakt:
Ramona Bechauf
bechauf@dpi-da.de

Deutsches Polen-Institut

Mo-Do: 06151-4202-22

 

Über das Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte der Uni Göttingen

Das Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte (SMNG) gehört zur Philosophischen Fakultät der Universität Göttingen. Zusammen mit dem Althistorischen Seminar und dem Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte füllt es die Geschichtsstudiengänge der Universität Göttingen auf BA- und MA-Niveau inhaltlich aus. Projektseminare, in denen Studierende bereits in einer frühen Phase ihres Studiums praxisnahes Arbeiten erproben können, gehören zum Studienprogramm.

Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte