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Teheran, die Hauptstadt des Iran, Foto: Hansueli Krapf, Aerial View of Tehran 26.11.2008 04-34-44, CC BY-SA 3.0 |

Persönliche Perspektive zu Iran-Protesten Text: Atiena

Wut, Mut und Hoffnung – das beschreibt die aktuellen Gefühle der Menschen im Iran und auch der iranischen Diaspora weltweit am besten. Ich bin einer von ihnen. Als Tochter iranischer Eltern bedeutet neben Deutschland auch der Iran „Heimat“ für mich. 

Seit Beginn der Proteste vor mehr als drei Monaten herrscht eine bedrückende Stimmung innerhalb meiner Familie. Doch nicht nur bei uns, auch Freunde und Bekannte beschreiben dasselbe. Bedrückend ist die Stimmung nicht, weil Menschen für ihre Rechte auf die Straße gehen, sondern weil diese Proteste brutal niedergeschlagen werden. Jede Form kritischer Meinungsäußerung ist für IranerInnen lebensgefährlich. Das gilt auch für die iranische Diaspora, die sich seit dem Beginn der Proteste zum Beispiel mit regelmäßigen Kundgebungen stark solidarisiert. Damit geht jede einzelne Person die Gefahr ein, nicht mehr in den Iran einreisen zu dürfen oder bei Einreise mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Mehr als 19.000 Menschen sind bisher im Iran verhaftet worden, mehr als 500 Menschen wurden getötet.

Jeden Tag erreichen mich über die sozialen Medien neue Updates zur aktuellen Lage. Jeden Abend schlafe ich mit einer tief sitzenden Trauer ein. Und jeden Morgen ergreift mich direkt nach dem Aufstehen das Gefühl von Angst. Es ist die Angst, neue Nachrichten über Hinrichtungen zu hören. Nachrichten darüber, wie Eltern ihre Kinder verlieren, Geschwister sich nie wieder sehen werden oder Ehepaare getrennt werden. Man möchte am liebsten wegsehen, weil es schmerzt. Die Sozialen Medien vermeide ich mittlerweile schon. Das Ganze ist nur schwer zu verarbeiten. Was einen trotz allem weiter kämpfen lässt, ist der Zusammenhalt und die Hoffnung auf ein Ende des Mullah-Regimes nach fast 44 Jahren.