Di, 09.03.2021
Monzer Alzakrit beim Digitalisieren der Negative, Foto: Museum Friedland|

Digitalisierung der Sammlung am Beispiel des Nachlasses von Fritz Paul

Im Zuge der Erschließung und Digitalisierung der Sammlung wird aktuell der Bestand der Schenkung Fritz Paul gesichtet, wissenschaftlich erfasst und digitalisiert. Vor einiger Zeit konnte der Bestand dank der weiteren Schenkung von Christian Paul, dem Sohn des Fotografen, um weitere Negativfilme mit ca. 6000 Motiven wesentlich erweitert werden. Darunter befinden sich zahlreiche Szenen von der Ankunft von Aussiedler-Familien oder der Heimkehrer aus dem Jahren 1954 und 1955. Des Weiteren gehören Briefwechsel, Dokumente und Teile der Kameraausrüstung, z. B. die Großbildkamera Linhof Technika III und eine Rolleiflex-Mittelformatkamera, zum Bestand.

Dank des neu erworbenen Archivscanners läuft der Digitalisierungsprozess flüssig und effizient ab. Besonders bei konservatorisch empfindlichem Sammlungsgut, worum es sich z. B. bei dem Filmmaterial handelt, stellt die Digitalisierung auch eine Sicherung des Bestandes dar. Ein weiterer Vorteil ist der erleichterte Zugang zum Sammlungsgut für die Öffentlichkeit und Forschung und schließlich ist die Digitalisierung eine Form der präventiven Konservierung.

 

 

Fritz Paul in den 1960er Jahren,
Fotograf*in unbekannt
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Ab 1948 bis in die 1970er Jahre dokumentierte der Bildjournalist Fritz Paul (1919 - 1998) das Geschehen in Friedland. Zu seinen Motiven zählen Lageransichten aus den 1950er- und 1960er-Jahren, Portraits, u. a. von Kindern und Heimkehrern, Ankunftsszenen von Aussiedler*innen am Bahnhof sowie Szenen aus dem Lagerleben. Ebenso fotografierte er bedeutende Ereignisse wie den Besuch Konrad Adenauers im Jahr 1954, die „Heimkehr der Zehntausend“ 1955 oder die Weihe der St. Norbert-Kirche 1955 sowie die Grundsteinlegung und Einweihung der Gedächtnisstätte auf dem Hagenberg in den Jahren 1966/ 67.

Pauls Fotografien sind Teil der Lagerchronik, sie wurden in Publikationen über das Lager abgedruckt und fungierten als Vorlage für Postkarten. Dadurch prägen sie bis heute das Bild von Friedland. Neben den Lageransichten richtete Fritz Paul seine Kamera auch auf Individuen, stets mit Respekt vor der Persönlichkeit und unter Einhaltung des Berufsethos, begründet auf Werte wie Wahrhaftigkeit und Solidarität. Sein fotografischer Blick suchte nicht nach sensationellen Motiven, sondern bildete die Realität ab, wie sie sich ihm darstellte. Sein Engagement war laut Zeitzeugen geprägt von Einfühlungsvermögen und Mitgefühl. Neben zahlreichen Schnappschüssen zeichnen sich seine Fotografien auch durch eine gezielte Bildkomposition und eine inszenierende Lichtführung aus.

Fritz Paul gehört einer Generation von Fotojournalisten an, die den Bildjournalismus der Nachkriegszeit in Deutschland prägten. Sein Quereinstieg in den Fotojournalismus entspricht der Vita vieler Berufskollegen. Gegenüber renommierten Fotografen, wie z. B. Robert Lebeck, zeichnet sich die Arbeit von Fritz Paul durch seinen sensiblen Blick für die Geschehnisse und deren Bedeutung in Friedland aus.

Fr, 12.03.2021 Di, 02.02.2021