Das Lager Friedland in den 1950er-Jahren. Foto: Fritz Paul|

Friedland in_sight and in_motion Museum Friedland macht das Grenzdurchgangslager und den Ort Friedland digital greifbar.

Dass auch die pandemiebedingten Einschränkungen positive Impulse setzen können, zeigt ein innovatives Projekt, das seit Januar am Museum Friedland entwickelt wird: Unter dem Titel in_sight and in_motion – FRIEDLAND digital erkunden sollen ausgewählte Stationen im Grenzdurchgangslager sowie dem Ort Friedland als digitale „Spots“ für ein breites Publikum online zugänglich gemacht werden. Vielfältig verlinkte Informationen in mindestens vier Sprachen ermöglichen einen niedrigschwelligen und attraktiv gestalteten Zugang, der über das Internet von überall genutzt werden kann. Bis zum Jahresende soll die digitale Infrastruktur entwickelt werden, um künftig beispielsweise die historische Nissenhütte, die Friedlandglocke, das Mahnmal auf dem Hagenberg, die Statue vor der St. Norbert-Kirche oder andere Plätze in Friedland online zu erkunden.

Die Umsetzung des Projekts ist auf drei Ebenen geplant: Über die interaktive Website FRIEDLAND in_sight werden u.a. eine innovativ gestaltete Karte des Ortes, 360°-Aufnahmen der ausgewählten Spots sowie Fotos oder Animationen zur Gegenwart und Geschichte von Friedland präsentiert. Zu jedem Spot sollen kurze Kommentare von Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen des Lagers, aber auch von Anwohner*innen, Tourist*innen oder Museumsbesucher*innen abrufbar sein sowie die Möglichkeit, auch eigene Beiträge einzuspeisen. Ergänzend werden unter dem Titel FRIEDLAND in_motion vor Ort auch digital geführte Rundgänge per App angeboten, die Gäste und Bewohner*innen zum aktiven Erkunden markanter Spots einladen. Sie stellen medial vielfältige Zusatzinformationen und Quizelemente bereit. Neben Texten, Dokumenten oder historischen Fotografien werden über die App auch Videosequenzen mit Zeitzeug*innen oder Anwohner*innen eingebunden, die den jeweiligen Ort vorstellen. Um unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen, sollen die App-Rundgänge in verschiedener Länge und aus unterschiedlicher Erzählperspektive verfügbar sein. Als drittes Element werden an den ausgewählten Stationen schlichte Stelen aufgestellt, die den Ort visuell markieren und als Informationsträger dienen. Sie bieten zudem einen kindgerechten und barrierearmen Zugang, der ganz ohne Sprache auskommt: Im Rahmen des partizipativen Projekts „Spot_it!“ sollen eigens hierfür Bilder und Zeichnungen von Kindern gestaltet werden, die im und um das Grenz­durchgangs­lager leben.

Die geplanten digitalen Elemente bereichern das Bildungsangebot des Museums Friedland um ein bewegungsaktives, auf Selbsterkundung basierendes Format, das die Umgebung des Museums einbezieht und somit den Lernraum nicht nur virtuell erweitert. Insbesondere für Bewohner*innen des Grenzdurchgangslagers bietet diese digitale Erschließung ihres Umfelds eine völlig neue Möglichkeit der Teilhabe und des gleichberechtigten Zugangs zu Inhalten und Informationen in ihren Herkunftssprachen. Durch den app-geführten Rundgang werden aber auch zufällige Begegnungen zwischen unterschiedlichen Nutzern und Zielgruppen an den ausgewählten Spots gefördert, somit Gemeinsamkeiten betont und sprachliche Barrieren reduziert.

Für das ambitionierte Projekt wurden im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes 173.500 Euro Fördermittel bewilligt, Auch die Gemeinde Friedland wird sich finanziell beteiligen. Auswahl und Produktion der Inhalte sind partizipativ und in Zusammenarbeit mit Zeitzeug*innen, Anwohner*innen sowie den folgenden regionalen Partnern geplant: Landesaufnahmebehörde Niedersachsen / Standort Grenzdurchgangslager Friedland, Innere Mission Friedland, Caritas Friedland, Gemeinde Friedland, Jugendbüro Friedland, Kirchengemeinde St. Norbert, Carl-Friedrich-Gauß-Schule Groß Schneen, FriedlandGarten, Blickwechsel e.V. - Verein für Medien- und Kulturpädagogik, Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung.