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Visualisierungen: dichter architekten, Kunzberg GmbH

 

Erweiterung: Museum Friedland 2025 Wege nach Friedland – Ankommen in Deutschland

Am 18. März 2016 wurde das Museum Friedland feierlich eröffnet. Seither wurde es von über 65.000 Menschen besucht und hat sich als lebendiger Ort historisch-politischer Bildung über Flucht und Migration in Deutschland etabliert. Wie in der Planung des Museums Friedland vorgesehen, wird dieser Ort nun durch einen Neubau erweitert, in dem die Gegenwart und die Zukunft der deutschen Migrationsgesellschaft im Fokus stehen.

 

 

Ein neues Museumsgebäude wird ab 2025 die Dauerausstellung im historischen Bahnhof komplementieren. In der bestehenden Dauerausstellung nimmt die Darstellung von Kriegsfolgenmigrationen sowie die Einwanderung von (Spät)Aussiedlern breiten Raum ein. Demgegenüber wird der Neubau die jüngste Geschichte der Migration nach Deutschland über Friedland seit 2015 abbilden, die sich stets verändernde Gegenwart thematisieren und zu Diskussionen über die Zukunft anregen. Nicht mehr Heimatvertriebene, Kriegsheimkehrer und Aussiedler, sondern Asylsuchende, Menschen aus Resettlement- und Humanitären Aufnahmeprogrammen aus aller Welt sowie Spätaussiedler stehen im Zentrum des Erweiterungsbaus.

Ihre Wege nach Friedland und ihr Ankommen in Deutschland wird die Ausstellung beleuchten. Der Neubau setzt auf einen thematischen Zugang zu diesem komplexen Thema, der niedrigschwellig orientiert ist, viele Möglichkeiten zum Entdecken und Forschen bietet und die Besucher*innen immer wieder dazu anregt, sich einzubringen.

 

 

Themenwelt

Das Museum Friedland ist bundesweit das einzige Museum, das Flucht und Migration in Vergangenheit und Gegenwart gleichermaßen thematisiert und die gesellschaftliche Entwicklung hierzu laufend in seiner auf Aktualisierung angelegten Ausstellung abbilden wird.

Thema der Ausstellung im Erweiterungsbau ist die Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte und Gegenwart der Migration. Eine besondere Rolle hierbei spielen die Biografien und Erfahrungen derjenigen Menschen, die, aus aller Welt kommend, Friedland seit 2015 durchlaufen haben und deren Wege sie anschließend durch ganz Deutschland führen. Dabei werden auch die Stationen vor und nach Friedland präsentiert, um die globalen und europäischen Ursachen und Hintergründe von Migration ebenso wie die gesellschaftlichen Verhandlungen des Themas in Deutschland vertiefen zu können. Damit ist mit Blick auf den Standort des Museums eine Perspektive gewählt, in der das Grenzdurchgangslager Friedland als Bezugspunkt deutlich wird und Raum erhält, gleichzeitig aber über diese spezifische Institution hinausgehend Migration in verschiedenen Facetten sichtbar wird.

 

Der erste Ausstellungsbereich im nördlichen Teil des Dachgeschosses informiert über die vielfältigen Ursachen, die Menschen zur Flucht zwingen und sie in der Zeit nach 2015 auch nach Friedland führten. Hier werden die zahlreichen Routen auf dem Weg nach Europa und die oftmals wenig linearen Wege der Migration verbildlicht. Thematisiert werden überdies die grenzüberspannenden Netzwerke, innerhalb derer Flucht und Migration organisiert sind, und zudem die Erfahrungen während der Flucht selbst.

Der nächste Abschnitt der Ausstellung widmet sich den Flüchtlingslagern und Transitorten, die Menschen auf ihrer Flucht und vor ihrer Ankunft in Friedland durchlaufen. In diesem Bereich lassen sich die verschiedenen Versuche, Migration zu verwalten, zu regulieren und kontrollieren mit den Bemühungen von Individuen in Bezug setzen, Handlungsmacht über ihre Lebensumstände zurückzugewinnen.

Ein weiterer Schwerpunkt im Obergeschoss ist der Prozess des Ankommens: Gezeigt werden die Rahmenbedingungen und Strukturen, innerhalb derer sich Migrant*innen in Deutschland bewegen, aber auch die Erfahrungen und Herausforderungen, die sie hierbei erleben. Themen wie rechtlicher Status, Spracherwerb, Wohnen, Arbeiten, Teilhabe sowie mediale Diskurse werden hier präsentiert ebenso wie die Reaktionen auf und dem Umgang mit den Herausforderungen durch die verstärkten Migrationen in der Aufnahmegesellschaft, in Niedersachsen und ganz Deutschland.

Der letzte Ausstellungsbereich im Obergeschoss präsentiert Erinnerungen, Gefühle, Hoffnungen und Wünsche im Prozess der Migration, wie sie sich in Objekten und künstlerischen Arbeiten, mitunter auch in Leerstellen manifestieren.

Die Ausstellung im Neubau regt zum Nachdenken darüber an, wie Migration die Gesellschaft in Deutschland verändert, wie Integration bzw. Teilhabe aussehen können und wie die Zukunft der Migrationsgesellschaft (mit) gestaltet werden kann. Zu einer vertieften Auseinandersetzung mit diesen sehr aktuellen und diskussionsorientierten Themen werden nach der Eröffnung des Hauses insbesondere verschiedene Formate anregen, die für das Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm entwickelt werden. Auf diese Weise wird der Neubau des Museums Friedland über die Ausstellung hinausgehend Diskussionsforum, Veranstaltungszentrum, Forschungsort und Zukunftswerkstatt sein.

 

 

Leitlinien der Darstellung

Leitende Prinzipien für die Ausstellung im Neubau sind der unmittelbare Bezug zur Gegenwart und das Aufgreifen aktueller Diskurse und Entwicklungen. Multiperspektivisches Erzählen gibt zahlreichen Zeitzeugenberichten Raum. Die Partizipation einer diversen Öffentlichkeit an der Ausstellungsentwicklung sowie in der Ausstellung selbst und die Ermöglichung eines inklusiven Museumsbesuchs für alle Zielgruppen runden das Konzept ab.

 

 

Unmittelbarer Bezug zur Gegenwart durch Abbildung je aktueller Diskurse und Entwicklungen

Der Neubau wird die Gegenwart der Migrationsgesellschaft in Deutschland reflektieren und dementsprechend Prozesse abbilden, die schneller Veränderung unterworfen sind. Um den Gegenwartsbezug der Ausstellung aufrecht zu erhalten und neue Entwicklungen zeitnah abzubilden, wird sie regelmäßig aktualisiert durch neue Informationen, Texte, Exponate, Audio- und Videoelemente sowie durch den Umbau der Ausstellungsmodule.

Multiperspektivisches Narrativ, das Stimmen von Zeitzeugen breiten Raum gibt

Der Neubau berücksichtigt in seiner Erzählung über Flucht und Migration nach Deutschland die persönliche Position flüchtender und migrierender Menschen und damit ihre Handlungsmacht im Prozess der Migration. Ein zentrales Element der Ausstellung sind dementsprechend die Biografien, Selbstzeugnisse und Selbstaussagen der ehemaligen und gegenwärtigen Bewohner*innen des Grenzdurchgangslagers. Kontextualisiert werden diese multiperspektivisch durch die Darstellung politischer, administrativer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, Infrastrukturen und Positionierungen. Nach der konkreten Verwendung für die Ausstellungsentwicklung wird die im Kurationsprozess geschaffene Zeitzeugendatenbank mit Interviews, Audiobeiträgen und biographischen Informationen der Forschung zur Verfügung gestellt und weiterwachsen.

Einbeziehung von Zielgruppen und Interessenten in die Ausstellungsgestaltung

Alle Ausstellungsinhalte werden in enger Zusammenarbeit mit ehemaligen und gegenwärtigen Bewohner*innen des Grenzdurchgangslagers entwickelt und durch deren Beiträge bereichert. Auch weiteren informierten Personen sowie Institutionen aus Wissenschaft und Praxis wird das Angebot gemacht, konkrete Elemente der Ausstellung gezielt mit zu gestalten. Diese Partner werden mit ihrem jeweiligen Wissen die Ausstellung immens bereichern und den Aufbau einer Community rund um das Museum befördern.

Das Stichwort Partzipation bezieht sich aber auch auf die Zeit nach der Eröffnung. Besucher*innen erhalten in der Ausstellung zahlreiche Angebote zur persönlichen Involvierung, von kritischer Auseinandersetzung mit den Inhalten der Ausstellung, ihrer Kommentierung und Ergänzung bis hin zum Generieren neuer, eigener Inhalte.

Gleichwertige Einbeziehung aller Zielgruppen durch Mehrsprachigkeit, Barrierefreiheit und Angebote für verschiedene Altersgruppen

Der Neubau setzt sich das Ziel, ein Haus mit hoher Aufenthaltsqualität für alle Zielgruppen zu sein. Eine erste Voraussetzung besteht darin, das neue Haus weitgehend barrierefrei zu gestalten. Zudem wird die Ausstellung auf allen Ebenen konsequent viersprachig gehalten: Deutsch, Englisch, Russisch, Arabisch. Der Zugang wird generell niedrigschwellig sein; Texte werden in einfacher Sprache verfasst und sind leicht zu verstehen. Damit auch Kinder sich im Museum Friedland wohlfühlen und dementsprechend Eltern oder andere Begleitpersonen sich zum Wochenendausflug nach Friedland entschließen, wird es eigene kindgerechte Angebote geben.

 

Hier finden Sie das Kurzkonzept des Museums Friedland 2025 als PDF zum Download.