Tue, 13.03.2018
Interessante Einblicke ins Sammeln und Archivieren|

Tag der Archive

Eine kleine, aber feine Veranstaltung, war unser Tag der Archive, der unter dem Motto „Migration sammeln und archivieren“ stand. Knapp 20 Besucher*innen konnten zunächst in einer speziellen Führung mit Rebecca Nielen Einblicke gewinnen, wie wir sammeln und archivieren. Zunächst zeigte sie, welche wichtige Quelle die Lagerchronik für unser Archiv und unsere Sammlung darstellt. Sie enthält viele Fotos aus dem Leben des Grenzdurchgangslagers, die von unschätzbarem Wert sind. Die Besucher*innen konnten sich anhand der digitalen Version der Chronik in der Ausstellung selbst davon überzeugen.

Mit der Kartei des DRK-Suchdienstes hat die Dauerausstellung ein weiteres Archiv zum Thema. Es entwickelte sich aus selbstgebastelten Suchschildern und -plakaten über Fotobände bis hin zur heutigen modernen Datenbank. 

Aus dem Werk von Herrmann Günther

In einer spannenden Präsentation erläuterte Ewa Kruppa, verantwortlich bei uns für Archiv und Sammlung, die Kriterien, nach denen das Museum Friedland seine Sammlung aufbaut. Es geht um Objekte, Dokumente und Fotografien, die mit der Geschichte des Grenzdurchgangslagers verbunden sind, häufig um persönliche Gegenstände von Menschen, die das Lager passiert haben. Wie viele der Dinge im „Raum der Sieben Sachen“ in unserer Dauerausstellung stammen sie vom Herkunftsort unserer Zeitzeug*innen, manche sind aber auch auf der Flucht oder in Kriegsgefangenschaft entstanden. Andere dagegen wurden erst nach dem Aufenthalt in Friedland geschaffen wie etwa die Malereien von Herrmann Günther aus Jühnde. An ihnen machte Ewa Kruppa deutlich, dass das Sammeln ein stetiger Prozess ist.

Aus der Sammlung Walter Wydarty

Die acht Großformate zeigen in eindrücklichen Szenen den Alltag eines deutschen Soldaten im sowjetischen Kriegsgefangenlager Uljanowsk. Auf einem Bild ist ein Häftling zu sehen, der gerade untersucht wird. Die Komposition der Szene hat eine frappierende Ähnlichkeit mit einem anderen Objekt aus unserer Sammlung: einer Zeichnung aus der Sammlung Wydarty. Walter Wydarty war ebenfalls in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, allerdings ist nicht bekannt, in welchem Lager. Mit der Malerei von Herrmann Günther und der Zeichnung aus der Sammlung Wydarty hat Ewa Kruppa zwei Puzzleteile identifiziert, die zueinander passen könnten. Ob das tatsächlich so ist, d. h. ob Wydarty ebenfalls in Uljanowsk interniert war, die beiden möglicherweise einander gekannt haben oder die Zeichnungen sogar aus der Hand von Herrmann Günther stammen, wird sie in weiteren Recherchen herauszufinden versuchen. Dass Sammeln im Museum so spannend sein kann, hätte ich, ehrlich gesagt, nicht gedacht.

Eva Völker

Thu, 15.03.2018 Wed, 07.03.2018