Fri, 19.01.2018
Internationale Studierende im Museum Friedland|

Exkursion der "Winter School"

Von weit her sind Studierende am Center for Modern Indian Studies der Universität Göttingen  zusammengekommen, um in einer "Winter School" gemeinsam zum Thema "Inherited Inequality" ("angeborene Ungleichheit") zu forschen.
Neulich unternahm die Gruppe eine Exkursion in das Museum Friedland. Beim Rundgang durch die Ausstellung erhielten die jungen Wissenschaftler*innen Einblick in die Geschichte des Grenzdurchgangslagers und die aktuelle Aufnahmepraxis im Lager.

Bei den rund 30 Studierenden, die sich aus den USA, Indien oder Südafrika für die "Winter School" beworben hatten, stieß die Geschichte von Geflüchteten in Deutschland von 1945 bis heute auf reges Interesse. Je nach ihrem akademischen Hintergrund, der aus Fachrichtungen wie Afroamerikanistik, Politikwissenschaft, Geschichte oder Jura bestand, stellten sie viele interessante Fragen, auf welche die Guides Victoria Jung und Friederike v. Eckardstein oder auch die Gruppe (fast) immer eine Antwort fanden.

Danach führte Kurator Dr. Joachim Baur die Gruppe durch das Grenzdurchgangslager. Neben wichtigen Informationen zu dem Erscheinungsbild und der Funktion des Lagers, vor allem zu den vielschichtigen "Sehenswürdigkeiten" wie z.B. der Friedlandglocke, kam vor allem die Herausforderung zur Sprache, eine Besuchergruppe durch das Lager Friedland zu führen und gleichzeitig einen respektvollen Umgang mit den Bewohner*innen der Einrichtung zu gewährleisten.

Zurück im Museum erwartete die Gruppe eine Reihe von Gästen, die sich freundlicherweise bereit erklärt hatten, die Abschlussdiskussion mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen zu bereichern. Der Leiter der Caritas im Lager Friedland, Thomas Heek, war gekommen und hatte seine Mitarbeiterin Nicole Schmale mitgebracht, die unter anderem in der Asylverfahrensberatung tätig ist. Auch Moaz Jalboutt war da, der das Lager Friedland nach seiner Flucht aus Syrien selbst durchlaufen hat und heute als Student in Göttingen für die studentische Hilfsorganisation "Conquer Babel" tätig ist.

Gemeinsam mit Joachim Baur hatten sie viele Fragen zu beantworten. Warum steht eine riesige katholische Kirche auf dem Gelände? Und warum gibt es keinen Gebetsraum für Angehörige anderer Religionen? Warum behält Friedland die Bezeichnung "Lager" bei, obwohl der Begriff so negativ besetzt ist? Es wurden viele Argumente vorgebracht, die gegen den Gebrauch des Wortes sprechen, dafür spricht jedoch, dass „Lager“ einen Ort bezeichnet, an dem sich Menschen nicht freiwillig aufhalten. Zur Frage, wie die Integration der Geflüchteten in Deutschland verläuft, führte Thomas Heek von der Caritas das schwedische Modell an, das als Beispiel dienen könne. Dort habe sich die Regierung vor etlichen Jahren das Ziel gesetzt, den Zeitraum von der Ankunft der Geflüchteten bis zu ihrer Integration in den Arbeitsmarkt von 5-7 Jahren auf drei Jahre zu verkürzen und ein entsprechendes Programm initiiert.

Es entwickelte sich eine lebhafte und spannende Diskussion, die noch viel länger hätte dauern können. Bestimmt haben die Studierenden auf dem Rückweg nach Göttingen die Gespräche im Zug fortgesetzt.

Tue, 06.02.2018 Tue, 09.01.2018