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Sonderausstellung: Frauen in Friedland

Insbesondere in der Anfangsphase des Lagers tragen Frauen mit herausragende Persönlichkeiten wesentlich zum Wohlbefinden der in Friedland Ankommenden bei. Ihre Arbeit ist von unermüdlichem Einsatz geprägt: Hedwig Lorenzkowski, Florence Mitchell, Luciana Bunnenberg, Charlotte Wagner und Anna Kelterborn wirkten als Mitarbeiterinnen oder Helferinnen in karitativen Einrichtungen, wie dem Caritasverband für die Diözese Hildesheim e. V., der Inneren Mission e. V., der Friedlandhilfe e. V. oder der britischen Heilsarmee. Gabriele Roßbach-Penke begleitete das Schicksal vieler Aussiedler*innen als Mitarbeiterin im DRK-Suchdienst, Johanne Büchting als Vorsitzende der Friedlandhilfe e. V., als freiwillige Helferin engagiert sich Maisalreem Haj für Geflüchtete und unterstützt die Vermittlungsarbeit im Museum.

Unter den vielen Geflüchteten und Schutzsuchenden hat jede Frau ihre individuelle Geschichte. Christa Griesinger kam als Evakuierte in Folge des Zweiten Weltkrieges nach Friedland, Hue San Do als Schutzsuchende aus Vietnam Anfang der 1980er-Jahre. Von überall her kommen Frauen nach Friedland. Adelhaid Panknin und ihre Tochter Annette Weninger flüchteten aus Polen, Gisela Golsch aus der DDR und Joyce Aravena aus Chile. Fereal Saleim Antar suchte Schutz vor dem Krieg in Syrien. Die Sängerin und Schauspielerin Mara Jakisch wurde aus russischer Gefangenschaft über Friedland entlassen.

 

 

Joyce Aravena

Joyce Aravena

Joyce Aravena

Mit dem Sturz der Allende-Regierung 1973 in Chile beginnt für Joyce Aravena und ihre Familie eine Zeit der Verunsicherung und Verfolgung. Hautnah erlebt Joyce das harte Vorgehen des Militärs gegen die Bevölkerung. Sie und ihre Familie erleiden Schikanen, werden inhaftiert und verhört. Anfang 1974 wird die Ausreise der Familie bewilligt. In Friedland angekommen, beginnt für sie und ihre Familie eine neue Episode in ihrem Leben. Museum Friedland

Joyce Aravena mit ihrer Familie

Joyce Aravena mit ihrer Familie

Museum Friedland

Johanne Büchting

Johanne Büchting

Johanne Büchting

Johanne Büchting ist ab 1954 im Evangelischen Hilfswerk / Innere Mission tätig; ab 1957 setzt sie ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Verein Friedlandhilfe e. V. fort. Wesentlich prägt sie dessen Arbeit als langjährige Vorsitzende von 1978 bis 2000. Am Herzen liegen ihr Hilfe und Anteilnahme für in Bedrängnis geratene Menschen, die praktische Nächstenliebe. Für ihr Lebenswerk wird sie mehrfach ausgezeichnet, zuletzt 2004 mit dem Goldenen Kronenkreuz der Diakonie. Friedlandhilfe e.V.

Johanne Büchting verteilt Spenden

Johanne Büchting verteilt Spenden

Bruno Schmidt/Friedlandhilfe

Fereal Saleim Antar

Fereal Saleim Antar 2018 mit Ihrem Mann

Fereal Saleim Antar 2018 mit Ihrem Mann

Samah Al Jundi-Pfaff

Fereal Saleim Antar

Fereal Saleim Antar

Durch den Krieg in Syrien ist Fereal Saleim Antar gezwungen, alles zu verlassen, was sie in vier Jahrzehnten ihrer Ehe aufgebaut hatte. Als ihre Tochter nach Ägypten fliehen muss, schließt sich Fereal ihr an, um sie auf der Flucht zu unterstützen. In den drei Jahren in Alexandria gelingt es ihr und ihrem Mann, zu einem normalen Leben zurückzufinden. Als ihre Tochter zu ihrem Mann nach Wuppertal übersiedelt, kommen auch Fereal und ihr Mann im Rahmen des Resettlement-Programms im Februar 2018 im Lager Friedland an. Allerdings werden sie nach Gießen geschickt. Fereal hofft weiterhin, bei ihrer Tochter leben zu können. privat

Gisela Golsch

Gisela Golsch

Gisela Golsch

Wie viele andere Bewohner*innen aus Böseckendorf stehen Giselas Eltern dem DDR-Regime kritisch gegenüber. Kurz nach dem Mauerbau kommt es im Oktober 1961 zu einer Massenflucht aus dem Dorf: Insgesamt 16 Familien flüchten nach Westdeutschland und entgehen ihrer Zwangsumsiedlung ins Innere der DDR. Im Februar 1963 entschließt sich auch Gisela Golschs Familie zur Republikflucht. Nachts durchqueren sie mit einem Pferdeschlitten und nur wenigen Habseligkeiten den verminten Grenzstreifen. privat

Gisela Golsch bei Ihrer Arbeit im Kindergarten

Gisela Golsch bei Ihrer Arbeit im Kindergarten

privat

Christa Griesinger

Christa Greisinger

Christa Greisinger

privat

Christa Griesinger

Christa Griesinger

Nach Kriegsende flieht Christa Griesinger zusammen mit ihrer Mutter und den beiden Geschwistern vor der Roten Armee Richtung Wuppertal. Ihren Herkunftsort Wuppertal mussten sie auf der Flucht vor den Luftangriffen 1943 verlassen. Die Flucht erweist sich als schwierig. Schließlich gelingt im November 1945 die Heimreise mit Station in Friedland. Museum Friedland

Hue San Do

Hue San Do

Hue San Do

Als Angehörige der chinesischen Minderheit in Südvietnam muss die zweijährige Hue San Do zusammen mit ihrer Mutter im November 1982 aus Saigon, heute Ho-Chi-Minh-Stadt, flüchten. Die frühesten Erinnerungen an das Ankommen in Deutschland hat Hue San Do aus der Zeit im Kindergarten, wo sie vor allem die sprachliche Trennung wahrnimmt: Während sie im Kindergarten Deutsch lernt, wird zu Hause Kantonesisch gesprochen. privat

Hue San Do

Hue San Do

privat

Maisalreem Haj

Maisalreem Haj

Maisalreem Haj

Samah Al Jundi-Pfaff

Maisalreem Haj

Maisalreem Haj

Seit 2016 ist Maisalreem Haj eine der aktiven ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen des Museums Friedland. Im Jahr 2018 startet sie ihre Initiative „Virtuelles Kulturcafé - Bibliomania im Museum Friedland", mit der sie sich an die arabischsprachigen Studierenden der hessischen und niedersächsischen Hochschulen wendet. Die Initiative ermutigt zum ehrenamtlichen Engagement. privat

Mara Jakisch

Mara Jakisch

Mara Jakisch

Pressebild Wiedemann Hannover/ Archiv der Gedenkstätte Bautzner Strasse, Dresden

Mara Jakisch

Mara Jakisch

Schon in den 1930er Jahren ist Mara Jakisch eine gefeierte Operettensängerin und Filmschauspielerin. Unter dem Vorwurf der Spionage wird sie von der sowjetischen Geheimpolizei festgenommen. Nach verschiedenen Haftanstalten in Dresden kommt sie in zweijährige Isolationshaft nach Moskau, wird schließlich zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt und 1950 nach Sibirien transportiert. Im Herbst 1955 wird Mara Jakisch amnestiert und kehrt mit den Spätheimkehrer-Transporten im Oktober nach Deutschland zurück. Atelier Dührkoop Berlin/Archiv der Gedenkstätte Bautzner Strasse, Dresden

Gabriele Roßbach-Penke

Gabriele Roßbach-Penke

Gabriele Roßbach-Penke

privat

Gabriele Roßbach-Penke

Gabriele Roßbach-Penke

Ab 1982 übernimmt Gabriele Roßbach-Penke die Leitung des DRK-Suchdienstes in Friedland. Sie erlebt die Auswirkungen der politischen Entwicklungen in Polen und der Sowjetunion. So kommt es in den 1980er und 1990er Jahren phasenweise zum Anschwellen des Zustroms aus diesen Ländern, wobei das Lager mehrfach an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Bei ihrer Arbeit wird sie auch mehrfach Zeugin von ergreifenden Szenen, etwa der Wiedervereinigung von nahen Verwandten nach Jahrzehnten der Trennung. privat

Adelheid Panknin & Annette Weninger

Annette Weninger

Annette Weninger

Zusammen mit ihren beiden Töchtern Annette und Margarethe kommt Adelheid Panknin im Sommer 1987 nach Friedland. Als die dreiköpfige Familie aus Oberschlesien in die Sommerferien zu Verwandten nach Hannover aufbricht, ist den beiden Mädchen nicht klar, dass es ein Abschied für lange Zeit werden wird. Museum Friedland

Hedwig Lorenzkowski

Hedwig Lorenzkowski
Hedwig Lorenzkowski

Hedwig Lorenzkowski

(Caritas) Schwester Hedwig erlebt das Chaos der ersten Tage Friedlands hautnah mit: Die improvisierten und kaum schützenden Wellblechhütten, die unorganisierte Verteilung der Flüchtlinge und die schlechte Versorgungslage. Im Laufe der Jahre wird die Arbeit im Lager besser koordiniert. Die verschiedenen Verbände einigen sich auf Zuständigkeitsbereiche. Schwester Hedwig ist auch als Religionslehrerin in den umliegenden Dörfern unterwegs, zuerst zu Fuß und mit dem Fahrrad, später mit einem eigenen Moped. privat

Florence Mitchell

Florence Mitchell

Florence Mitchell

(Britische Heilsarmee) Von ihren deutschen Kolleg*innen und den Lagerbewohner*innen wird sie „Miss Mitchell“ genannt. Im Januar 1946 kommt Florence Mitchell mit weiteren Mitgliedern der Heilsarmee aus England nach Friedland, um die Betreuung der vielen Flüchtlinge an der Grenze zur sowjetischen Besatzungszone als Einsatzleiterin zu unterstützen. B.S./Museum Friedland Lagerchronik

Luciana Bunnenberg

Luciana Bunnenberg

Luciana Bunnenberg

(Vinzentinerin) Die „Lagermutter“ Schwester Luciana ist seit April 1947 im Lager Friedland unter den Helferinnen mit dabei. Die wichtigste Aufgabe für die Ordensschwester ist die Betreuung und Seelsorge der Ankömmlinge, besonders der allein reisenden Kinder und Menschen ohne Angehörige. Bruno Schmidt

Charlotte Wagner

Charlotte Wagner

Charlotte Wagner

(Deutsches Rotes Kreuz) Charlotte Wagner kommt 1947 als Oberschwester des Deutschen Roten Kreuzes im Grenzdurchgangslager Friedland an. Oberschwester Charlotte zeichnet sich bei jeder Arbeit durch ihre tatkräftige Mithilfe aus: Beim Schmieren von Broten für die Neuankömmlinge und bei der Begrüßung der Heimkehrer. Man sieht sie lachend zusammen mit Lagerbewohner*innen. Lange Zeit ist sie die sichtbarste Helferin im Lager. So darf sie Bundeskanzler Konrad Adenauer bei dessen Besuch 1954 die Lagerchronik zum Unterzeichnen übergeben. Museum Friedland/Fritz Paul

Anna Kelterborn

Anna Kelterborn

Anna Kelterborn

(Innere Mission) Die Diakonisse Anna Kelterborn kommt 1950 nach Friedland, um die Innere Mission zu unterstützen, deren Arbeit bereits 1945 begonnen hat. Anna Kelterborn besucht die Alten und Kranken, kümmert sich mit Beharrlichkeit um die physischen und seelischen Nöte der Neuankömmlinge und sorgt sich um das Wohlergehen der Menschen. Museum Friedland/Innere Mission e.V.