Skip to main content
Do, 23.01.2025
In diesem Reisekorb befand sich alles Notwendige für einen Neubeginn in Westdeutschland.|

Freiheit, Zukunft, Glück – das verbinde ich mit Friedland

Barbara Riemer wurde 1941 in Gottesberg (poln.: Boguszów) in Niederschlesien geboren. Da ihr Großvater im Bergbau arbeitete, wurde die Familie nicht vertrieben, sondern als dringend benötigte Facharbeiter zurückgehalten. Insofern war eine Ausreise fürs Erste nicht möglich. Da der Schulbesuch zu Beginn für deutsche Kinder nicht verpflichtend war, wurde Barbara Riemer in den ersten Jahren privat unterrichtet. Erst mit neuen Jahren durfte sie die erste deutschsprachige Schule besuchen, in der Polnisch als Fremdsprache unterrichtet wurde. Als Katholikin wurde sie von dem Pater Nikolaus von Lutterotti (1892-1955) in Religion unterrichtet, der als Benediktinermönche vom Kloster Grüssau (poln.: Krzeszów) in der Seelsorge für die deutsche Restbevölkerung in den Kreisen Landeshut (Kamienna Góra) und Waldenburg (Wałbrzych) wirkte. Sonntag abends wurden Gottesdienste in deutscher Sprache gehalten.

Als im Dezember 1955 überraschend die Erlaubnis zur Ausreise nach Westdeutschland kam, stand der Reisekorb mit der Aufschrift „A. Beck“, dem Namen des Großvaters, bereits gepackt in Nebenzimmer. Kurze Zeit später ging es über ein Durchgangslager in Stettin weiter nach Friedland, wo sie, begleitet von der Friedlandglocke und dem Spiel einer Blaskapelle, herzlich in Empfang genommen wurden. Trotz der zwei Tage blieb Friedland für Barbara Riemer in bleibender Erinnerung: Freiheit, Zukunft, Glück – das verbindet sie bis heute mit Friedland.

 

Unter dem Motto „Erinnerung und Gegenwart: 80 Jahre Kriegsende – 80 Jahre Grenzdurchgangslager Friedland“ will das Museum Friedland 2025 an die Folgen des Zweiten Weltkrieges erinnern. In der Rubrik „Objekt des Monats“ sollen insbesondere Geschichten von Zeitzeug:innen vorgestellt werden, die nach dem verheerenden Krieg das Durchgangslager Friedland als einen Ort des Neubeginns passierten. Das Augenmerk liegt auf den von ihnen mitgeführten Gegenständen, die in einer besonderen Beziehung zum Durchgangslager stehen und jetzt Teil der Museumssammlung sind.