Porträt yezidischer Frauen Objekt des Monats
Unter der Rubrik „Objekt des Monats“ werden insbesondere Lebensgeschichten oder Gegenstände vorgestellt, die in einer besonderen Beziehung zum Grenzdurchgangslager stehen und jetzt Teil der Museumssammlung sind.
Vor diesem Hintergrund stellen wir das Gemälde der Künstlerin Hêvî vor. In ihren ausdruckstarken Bildern porträtiert Hêvî yezidische Frauen und stellt sie als starke und selbstbewusste Persönlichkeiten dar. Die Gesichtsausdrücke der Porträtierten zeugen sowohl von Angst als auch von Wut und Entschlossenheit. Diese Wahrnehmung trifft auch auf die überlebenden Frauen des Genozids an den Yezid:innen zu. Denn in dieser Art der Darstellung äußert sich nicht zuletzt ein starker Überlebenswille und Mut, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen. Auffallend sind die Farben Schwarz und Rot. Für Hêvî haben sie eine besondere Bedeutung. Schwarz steht für Trauer, Rot für Wut.
Das Bild ist als Reaktion auf den Völkermord an den Yezid:innen entstanden, als die Terrormiliz Islamischer Staat (IS oder Daesh) im August 2014 weite Teile des Irak und Syriens angriff und massiv gegen die Yezidinnen und Yeziden in Shingal und Umgebung vorging. Systematisch wurden Menschen ermordet, Städte zerstört, Frauen und Kinder verschleppt und versklavt. Tausende flüchteten. Viele von ihnen leben seitdem in verschiedenen Flüchtlingslagern im Irak. Aktuell sind erneut Yezidinnen und Yeziden von Rückführungen in den Irak bedroht.
Das Bild von Hêvî repräsentiert alle Frauen und Mädchen, die an den Folgen der Kriege des 20. und 21. Jahrhunderts zu leiden haben und legt das Augenmerk auf geschlechtsspezifische Bedürfnisse. Etwa die Hälfte aller flüchtenden Menschen sind Frauen. Im Jahr 2023 waren weltweit 117,3 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung. Frauen und Mädchen können aus den gleichen Gründen wie Männer verfolgt werden. Darüber hinaus sind Frauen weiteren Risiken wie geschlechtsspezifischer und sexueller Gewalt ausgesetzt. Selbst schutzbedürftig, gewähren Sie trotzdem Schutz und sorgen für Kinder und Angehörige. Sexuelle Gewalt als Mittel des Krieges erlebten Frauen in Folge des Zweiten Weltkrieges und allen anderen kriegerischen Auseinandersetzungen bis in die Gegenwart.
Bilder können Brückenbauer sein, zum Gespräch einladen und die Sinne berühren. Kunst kann neugierig machen, kann aufwühlen und hat letztendlich die Kraft, jenseits von politischen, kulturellen oder religiösen Überzeugungen in einen Diskurs einzuladen und schafft schließlich Raum für Begegnung und Austausch und fördert Verständigung. In diesem Rahmen präsentiert sich auch dieses Bild als Objekt des Monats.
Nach der Sonderausstellung "Dengek Me Heye" hat die Künstlerin das Bild dem Museum überlassen.