Di, 18.02.2025
Adelheid Svenson beim Gespräch in Friedland 2024 Foto: Museum Friedland/Privat|

"Wir Flüchtlingskinder hatten es sehr schwer."

Aufgewachsen auf dem Gut Karolinenthal in Gollen (Kreis Łyck, polnisch: Golubie), ist Adelheid Svenson, geborene Augustin, im Alter von 3 Jahren zusammen mit ihrer Mutter geflüchtet, als das gesamte Dorf und die Bewohner:innen des Gutes, auf dem die Mutter arbeitete, sich aus Angst vor der heranrückenden Roten Armee 1944 auf den Weg nach Westen machten. Allerdings waren sie vom Flüchtlingstreck getrennt. Der Weg von Adelheid und ihrer Mutter führte über Freiberg in Sachsen nach Friedland (Ankunft am 31.12.1945), wo sie nur kurze Zeit blieben, und von dort aus weiter nach Vadersdorf auf Fehmarn, wo sich schon die übrigen Bewohner:innen aus Gollen aufhielten und eine erste Bleibe in einer Flüchtlingsunterkunft fanden.

 

 

Adelheid im Alter von ca. zwei Jahren auf der Steintreppe des Gutes Karolinenthal. Das Foto ist eines der wenigen Erinnerungsgegenstände, die Adelheid Svenson aus ihrer frühesten Kindheit besitzt. Foto: Museum Friedland/Privat|

Die erste Erinnerung an eine Unterkunft ist die von Vadersdorf auf Fehmarn: am Dorfrand war eine Nissenhütte als Unterkünfte für Geflüchtete aufgestellt. Als Schlafunterlage diente lediglich Stroh, abgehangene Strohsäcke gewährten einwenig Privatsphäre in der überfüllten Nissenhütte. Im kleinen Gepäck hat sich ein Foto von Adelheid Svenson im Alter von zwei Jahren erhalten. Die Anfangszeit war hart, denn die Kinder bekamen zu spüren, dass sie Flüchtlinge waren. Die wirtschaftliche Lage verbesserte sich für Mutter und Kind erst, als es der Mutter gelang, eine alte Nähmaschine mit Hilfe eines aus Ostpreußen mitgebrachten Schiffchens funktionstüchtig zu machen und sie begann zu großer Freude der Frauen, Büstenhalter aus Fallschirmseide zu nähen. Bezahlt wurde in Naturalien. In den 1950er Jahren zog die Familie aufs Festland.

Adelheid Svenson beschreibt die Unterbrindgung in einer Nissenhütte auf Fehmarn.

 

 

In dieser Holzkiste wurde das wenige Hab und Gut aus Ostpreußen bis nach Fehmarn transportiert. Die Kiste ist bis heute von unschätzbarem Wert, da sie die Familie bis in die Gegenwart begleitete, in unterschiedlichen Funktionen, z. B. als Kleiderschrank oder Bücherkiste. Foto: Museum Friedland/Privat|

 

 

 

 

Unter dem Motto „Erinnerung und Gegenwart: 80 Jahre Kriegsende – 80 Jahre Grenzdurchgangslager Friedland“ will das Museum Friedland 2025 an die Folgen des Zweiten Weltkrieges erinnern. In der Rubrik „Objekt des Monats“ sollen insbesondere Geschichten von Zeitzeug:innen vorgestellt werden, die nach dem verheerenden Krieg das Durchgangslager Friedland als einen Ort des Neubeginns passierten. Das Augenmerk liegt auf den von ihnen mitgeführten Gegenständen, die in einer besonderen Beziehung zum Durchgangslager stehen und jetzt Teil der Museumssammlung sind.

 

 

 

Do, 27.02.2025 Do, 23.01.2025