Kassiber Geheime Nachrichten unter Gefangenen
Seit Kurzem bereichert ein interessantes Objekt unsere Sammlung: auf den ersten Blick handelt es sich um eine Bürste mit Borsten an der Unterseite und einem hölzernen Griff, bei genauerer Betrachtung fallen die kleinen Schrauben auf der Oberseite auf. Werden diese gelöst, lässt sich der obere Teil gleich eines Schatullendeckels öffnen und eine Aussparung im Holz wird sichtbar: ein geheimes Versteck. Derartige Gegenstände wurden genutzt, um geheime Nachrichten, auch Kassiber genannt, von Gefangenen zu Gefangenen zu übermitteln.
Der beschriebene Gegenstand stammt aus dem Nachlass eines Spätheimkehrers, der Anfang Oktober 1955, aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassen, in Friedland ankam. Nach dem Besuch des Bundeskanzlers Konrad Adenauers in Moskau im September 1955 erfolgte im Oktober die Entlassung der noch in Lagern internierten Kriegsgefangenen.
Im vorliegenden Kassiber waren, zur Überraschung des Schenkers, Geldscheine versteckt: russische Rubel.
Beispiele für Kassiber finden sich in z. B. in der Gedenkstätte Sachsenhausen, im Marbacher Literaturmuseum der Moderne oder in der Gedenkstätte Bautzen.