Bilder aus russischen Kriegsgefangenenlagern von Klaus Sasse
In der Sammlung des Museums Friedland befinden sich acht Fotografien als Teil von einem Nachlass eines aus der Kriegsgefangenschaft entlassenen Spätheimkehrers. Bislang war die Autorschaft unbekannt und konnte erst kürzlich im Rahmen einer Recherche geklärt werden.
Fotografien aus russischen Kriegsgefangenenlagern sind sehr selten. Es scheint ein unmögliches Unterfangen, in Gefangenenlagern heimlich zu fotografieren. Wie lässt sich eine Kamera vor den sich wiederholenden Filzungen geheim halten? Dem kriegsgefangenen Leutnant Klaus Sasse ist es gelungen, trotz der Gefahr und Angst, entdeckt und bestraft zu werden, eine kleine Mikrokamera in den ersten Jahren der Gefangenschaft versteckt zu halten und damit zu fotografieren. Entstanden sind Szenen aus dem Alltag in Gefangenschaft: Soldaten unterwegs ins Gefangenenlager, auf Appellplätzen, bei der Arbeit. Dass es ihm am Ende gelungen ist, vier belichtete Filme aus den Gefangenenlagern zu schmuggeln, ist ein großer Glücksfall.
Erst spät ist es dank der Recherchen von Dr. Friedrich Korte gelungen, diese Fotografien aus drei russischen Kriegsgefangenenlagern, die in den 1950er Jahren unter dem Pseudonym „der Königsberger“ verbreitet wurden, Klaus Sasse zuzuschreiben. Dank der Initiative von Dr. Ernst Helmut Segschneider vom Kulturgeschichtlichen Museum in Osnabrück konnten die Fotos 1999 erstmalig einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Begleitend zur Ausstellung entstand die Publikation „Klaus Sasse. Bilder aus russischer Kriegsgefangenschaft. Erinnerungen und Fotos aus Jelabuga und anderen sowjetischen Lagern 1945-1949“ beim Waxmann Verlag Münster, kommentiert von einem Bericht von Klasse Sasse.
In Königsberg geriet der damalige Leutnant, der mit der telegrafischen Nachrichtenübermittlung betraut gewesen war, im April 1945 in russische Kriegsgefangenschaft. Noch in Königsberg fotografierte er die brennende Stadt mit seiner Minox Riga 38, einer Kleinstbildkamera mit dem Filmformat 8 × 11 mm. Es waren insgesamt 179 Fotos auf vier Filmen, die in einem Zeitraum von zwei Jahren entstanden sind. Des Weiteren fotografierte er in den Gefangenenlagern Jelabuga, Kosyltau und Selenodolsk, in unbeobachteten Momenten bis die Kamera bei einer Filzung doch entdeckt und kassiert wurde. 1950 ist Klaus Sasse aus der Gefangenschaft über Friedland entlassen worden. Noch vor seiner Entlassung ist es ihm gelungen, die Filme aus den Lagern zu schaffen.
Die Fotografien sind ein zeitgeschichtliches Dokument von unschätzbarem Wert. Sasse fotografierte dann, wenn er sich unbeobachtet wähnte. Er fotografierte auch sich selbst, eine Geste, die als eine Art Lebenszeichen interpretiert werden könnte. Die Fotoserie dokumentiert das Lagerleben ungefiltert und unmittelbar, und ist gleichzeitig doch ein Ausschnitt, eine Perspektive unter widrigen Umständen.
Die Urheberrechte an den Fotografien liegen beim Waxmann-Verlag Münster. Die Lektüre des oben genannten Bildbandes ist empfehlenswert und klärt über die Hintergründe auf.