Fr, 17.05.2019
Als Schülerinnen halfen sie im Grenzdurchgangslager Friedland|

Erinnerungen an den Herbst 1955

Ab Herbst 1955 wurden die letzten 10.000 deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion über Friedland entlassen. Viele Freiwillige, auch Göttinger Gymnasiastinnen unterstützten die Verwaltung des Grenzdurchgangslagers bei der Aufnahme der Ankommenden. Knapp 64 Jahre später besuchen die ehemaligen Schülerinnen den Ort, an dem sie als Unterprimanerinnen des Göttinger „Lyzeums“, heute Hainberg-Gymnasium, alle möglichen Aufgaben verrichteten: putzen, Kartoffeln schälen, Schreibarbeiten.

Die damals 18-jährige Dagmar von Kries half beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes aus. „Meine Aufgabe war es, die Ankommenden nach ihrem Geburtsort oder Geburtsdatum zu fragen, um Personen eindeutig identifizieren zu können“, sagt die heute 81-Jährige, die den Besuch des Museums Friedland und des Grenzdurchgangslagers organisiert hatte.  Ihre damalige Mitschülerin Eva Härle erledigte Schreibarbeiten für einen Lagerarzt, der die ankommenden Männer untersuchte. "Ich weiß nicht, wie oft ich das Wort "Eiweißmangel" aufschreiben musste", erinnert sich die heute 82-Jährige. Nach dem Rundgang durch das Museum Friedland sagt sie, „Was hier gezeigt wird, kennen wir alle, die wir damals im Herbst 1955 im Lager gearbeitet haben, sehr gut“. Beeindruckt ist Eva Härle von der Gestaltung des Raumes über den DRK-Suchdienst mit den zahllosen Schubkästen für die Suchkartei. Die Fotos und Dokumente erinnern sie daran, wie auch heute noch Menschen unter der Gewalt von Kriegen leiden, seien es Soldaten oder Zivilisten. 

Eva Völker

Mi, 22.05.2019 Di, 30.04.2019