Di, 05.09.2017
Zum Auftakt ein Besuch im Museum|

Grenzen überwinden - SCI Studycamp in Friedland

Sie kommen aus Mexiko, Portugal, Spanien, Deutschland, Italien, Polen, der Ukraine und Vietnam. 10 junge Freiwillige, die zwei Wochen lang am Study Camp in Friedland teilgenommen haben - das Motto lautete „Solidarity with Refugees“. Ziel war es, aktuelle Prozesse von Zwangsmigration zu verstehen und diese auch im geschichtlichen Zusammenhang zu betrachten.

Daher stand auch ein Besuch im MUSEUM FRIEDLAND auf dem Programm, das mehr als 70 Jahre Migration thematisiert – angefangen von den massenhaften Zwangsmigrationen im Zuge des Zweiten Weltkriegs, bis hin zu den Schutzsuchenden und Spätaussiedler*innen, die heute im Grenzdurchgangslager untergebracht sind. Max ist von der Ausstellung berührt. Er kommt aus Polen. Dort engagiert er sich als sozialer Aktivist für Geflüchtete. „In den letzten zwei Jahren hat sich die öffentliche Meinung in Polen gegenüber Geflüchteten sehr verschlechtert“, sagt der 24-Jährige. Anlass für Max, der Nahostwissenschaften studiert, Schulen zu besuchen und junge Menschen in Polen aufzuklären, um weit verbreitete Vorurteile vor allem gegenüber Moslems abzubauen

Teresa aus der Ukraine berichtet, dass in ihrem Land aktuell viele Menschen wegen des blutigen Konflikts mit Russland auf der Flucht sind – sei es in den Westen des Landes oder ins Ausland. „In der Ukraine gibt es kaum Organisationen, die die Geflüchteten unterstützen“, sagt die 21-Jährige. „Ich finde es spannend zu erfahren, wie sich die Situation in Deutschland entwickelt hat und wie das Lager Friedland konkret funktioniert“.

Doch im Study Camp ist nicht alles Theorie. Die jungen Leute arbeiten auch mit Bewohner*innen aus dem Grenzdurchgangslager zusammen, die u. a. aus dem Irak, Afghanistan und Syrien kommen. Museumspädagogin Samah Al Jundi-Pfaff half den SCI-Freiwilligen dabei, mit den Bewohner*innen in Kontakt zu treten. Zum Beispiel im Rahmen eines Kunstworkshops zum Thema Grenzen und wie man diese überwinden kann.

Um Grenzen geht es auch im Rahmen des Theaterworkshops mit Luise Rist und Hans Kaul vom Boat People Projekt. Auch durch Körpersprache kann man Grenzen ziehen und einreißen. Allein mit der Sprache der Augen signalisieren die Teilnehmer*innen, ob der andere näherkommen darf oder lieber Abstand halten sollte. „Es geht nicht um große Gesten, sondern um ganz kleine, feine Signale, nur mit Blicken“, sagt Theatermacherin Luise Rist. Sie ist sehr zufrieden mit der Gruppe, die insgesamt 23 Teilnehmer*innen sind ganz bei der Sache. 

So ist dann auch die Bilanz der Koordinatoren des Study Camps Leonardo Pape und Carlo Fulghesu durchweg positiv. „Die Auseinandersetzung mit dem Thema Grenzen, ganz realen und solchen in den Köpfen, war sehr intensiv“, sagt Carlo. „Ein besonderes Erlebnis waren die gemeinsamen Lagerfeuer im Friedlandgarten, wo Freiwillige und Geflüchtete ganz spontan und selbstverständlich zusammenkamen.“ Das fröhliche Abschlussfest im Friedlandgarten mit Einheimischen, Freiwilligen und Menschen aus dem Lager war dann auch ein gelungener Schlusspunkt.

Eva Völker

Do, 07.09.2017 Di, 22.08.2017